Der Kommunikationswerkzeugmacher - Seinen Sockel ziert eine Galerie von Planeten
Der Kommunikationswerkzeugmacher - Seinen Sockel ziert eine Galerie von Planeten
Der Bürgerwindpark Sailershäuser Wald bei Haßfurt sieht von Weitem aus wie jeder andere. Nähert man sich den riesigen Windrädern jedoch zu Fuß, fällt ein einzelnes sofort auf. Seinen Sockel ziert eine Galerie von Planeten. Ein Bild mit faszinierender Farbigkeit und verblüffender Tiefenwirkung, dass vier Meter hoch ist und sich 32 Meter nahtlos um die ganze Anlage zieht. Sein Schöpfer, der Künstler Reinhold Albert, hat es mit Hilfe von SATA Lackierpistolen umgesetzt. Das Universalgenie liebt nicht nur die künstlerischen Aufgaben, sondern auch die technischen Herausforderungen: Die Windkraftanlage zum Beispiel hat sich anfangs hartnäckig dagegen gewehrt, bemalt zu werden...
Reinhold Albert ist ein Multitalent mit einem Lebenslauf, der Bücher füllen könnte. Geboren 1959 in einem kleinen Dorf in Franken, zeigt sich schon früh sein kreatives Wesen. Doch der Vater schiebt einer künstlerischen Laufbahn zunächst einen Riegel vor. Nach der Schule soll der Sohn erst einmal etwas Anständiges lernen, und so tritt Reinhold Albert eine Lehre als Werkzeugmacher an. Er selbst sagt von sich: „Ich bin meinem Vater heute noch dankbar dafür! Diese Lehre war das beste Fundament, das ich mir überhaupt schaffen konnte.“ Seine eigene Berufsbezeichnung „Kommunikationswerkzeugmacher“ bezieht sich ausdrücklich auf seinen technischen Hintergrund. Später studiert Albert an der Fachoberschule und Fachhochschule Gestaltung und Kommunikationsdesign. Sein Berufsleben bestreitet er als freier Gestalter, Messe- und Bühnenbauer, Maler, Zeichner und Produktdesigner. Er bleibt stets unabhängig und nimmt sich die Freiheit, nach der ihm der Sinn steht.
„Schon als Student hatte ich Aufträge für freie Arbeiten, und wenn ich danach etwas Geld beieinander hatte, habe ich mich nach Afrika aufgemacht. Diese Reisen haben meine Lebenseinstellung tiefgreifend verändert. Ich wollte die Kunst der Naturvölker studieren, und habe erfahren: Kunst spielt dort eine völlig andere Rolle. Kunst und Spiritualität sind keine Parallelwelt, sondern ein fester Teil des Alltags. Meine Erfahrungen habe ich in einem Buch festgehalten – es heißt `Mama Afrika lächelt´. Mein eigener künstlerischer Ausdruck hat sich daraufhin radikal gewandelt, weg vom Technischen, hin zum Organischen. Seither habe ich vier Mal die Sahara durchquert und insgesamt bestimmt fünf Jahre in Afrika verbracht.“
In den 80er und 90er Jahren sind es die damals angesagten Großraumdiscos, die ihm lukrative Aufträge einbringen. In Würzburg befand sich sogar die größte Disco Süddeutschlands. Die Betreiber hatten vor allem das amerikanische Publikum im Visier – die GIs, die in den riesigen Kasernen in Franken stationiert waren. Mit den Soldaten, an Wochenenden äußerst feierwütige und zahlungskräftige Gäste, ließ sich viel Umsatz machen – und die Betreiber holten Reinhold Albert, um ihre Locations nach dem Geschmack des US-Publikums zu gestalten. Zu jener Zeit war fluoreszierender Lack im Trend. Da dessen Wirkung stark von seiner fachgereichten Verarbeitung und der richtigen Ausleuchtung mit UV-Licht abhängt, übernimmt Reinhold Albert auch gleich das Beleuchtungskonzept.
In der folgenden Zeit macht sich der Tausendsassa als Messebauer einen Namen. Er entwickelt ein eigenes Messebausystem, das aus von ihm gestalteten Leinwänden und einem modularen Trägersystem besteht. Wie bei seinen festen Innenraumkonzepten geht es ihm auch bei Messen darum, Räume zu gliedern und optisch zu vergrößern, das Publikum zu führen und dabei alle Funktionen bereitzustellen, die ein Messestand braucht. Auch hier kommt ihm seine technische Ausbildung zugute.
Die Expertise, die er sich auf Messen erwirbt, unter anderem in Sachen Organisation und Logistik, nützt ihm gleichermaßen bei seinen Engagements im Bühnenbau. Er konzipiert und gestaltet Showzelte für Rock am Ring und setzt Bühnenbilder für Andrea Berg und Wolfgang Petry um. Auch die Kulisse des „Musikantenstadl on Tour“ ist designed und made by Reinhold Albert. Das Bühnenbild der Eventreihe ist in ganz Europa unterwegs und wird insgesamt mehr als 450 mal auf- und abgebaut.
Neben der unerschöpflichen Kreativität und dem Sinn für Technik und Machbarkeit gibt es eine weitere Konstante in Alberts Schaffen: Seit jeher ist der Künstler überzeugter und begeisterter SATA Verwender. Er besitzt und nutzt insgesamt 24 SATA Lackierpistolen. Was auch daran liegt, dass er sie verwendet wie ein Sprayer: Bei seinen Jobs sind immer mehrere Pistolen gleichzeitig im Einsatz – pro Farbe eine. Wechselt der Künstler die Farbe, braucht er nur den Schlauch umzustecken. Auch seine Vorgehensweise ist ungewöhnlich. „Ich arbeite mir sehr geringem Druck und mische meine Lacke relativ hochviskos an. Außerdem sprühe ich mit extrem kleinem Abstand, manchmal ist das nur ein Zentimeter!“ Für seine Weltraumbilder und Sternhimmel hat Albert eine weitere Technik entwickelt. Durch gezieltes Knicken des Schlauchs kann er Farbtröpfchen „schießen“ und feine Punkte malen. „Da schlägt der Fahrzeuglackierer natürlich die Hände über dem Kopf zusammen. Für den sind das Fehler!“ lacht Albert.
Um bei seinen Einsätzen alles zur Hand zu haben, hat er sich eine mobile Airbrush-Station gebaut, mit Halterung für seine Pistolen und Platz für das komplette Zubehör. Auf die Frage, welche SATA Pistole seine liebste ist, zuckt er mit den Schultern. „Mir sind sie alle gleich lieb. Alle 24. Das sind nicht nur Werkzeuge für mich, sondern Freunde. Und technisch bin ich sowieso total begeistert. In all den Jahren hat noch keine meiner Pistolen versagt. Nicht ein einziges Mal.“
Eine seiner neuesten Kreationen ist die Gestaltung der Windkraftanlage im Sailershäuser Bürgerwindpark. Im Auftrag der Betreiber verziert der Künstler den Fuß der Anlage mit einer Darstellung der Planeten unseres Sonnensystems. Eine gestalterische und technische Herausforderung – nicht zuletzt, weil diese Anlagen mit einer Anti-Graffiti-Beschichtung ausgerüstet sind. Auf diesem Untergrund kommt bei konventionellen Lacken keine Haftung zustande. Reinhold Albert forscht und experimentiert über ein Jahr lang mit Vorbereitungen, Grundierungen und Lackrezepten. Er besprüht und bewittert Testflächen – bis er einen Lackaufbau gefunden hat, der alle Anforderungen erfüllt und sogar einem Hochdruckreiniger widersteht. Das Rezept bleibt natürlich streng geheim. Sobald es das Wetter zulässt, werden weitere Windkraftanlagen zu Rundum-Gemälden, mit wechselnden lehrreichen Themen. Die Ideen gehen Reinhold Albert jedenfalls ebenso wenig aus wie die Anekdoten aus seinem Leben.
Denn der sympathische Franke ist ein fast unerschöpflicher Quell von Geschichten. Sie handeln von abenteuerlichen Aufträgen, von Stars und Sternen und einem selbst gebauten, selbst bemalten und selbst genutzten Flugzeug. Oder einer Kette von Fischgeschäften an der Elfenbeinküste, die allesamt seine Logos tragen. Details dazu finden sich im ausführlichen Interview auf unserer Website.
Wir hoffen, dass Reinhold Albert noch viele Kapitel mit SATA schreibt. Oder vielmehr: malt.
- Informationen und Arbeitsbeispiele unter: real-gestaltung.de
- „Mama Afrika lächelt“ ist bei Amazon erhältlich.